Ja, wir sind im Gebirge
25. August 2023 – Urs Sigrist, Landrat
«Das kommt immer wieder einmal vor. Wir sind im Gebirge.» Dieses Zitat von unserem Gemeindepräsidenten von Glarus Süd konnten wir zum Erdrutsch im Braunwalder Gysenegg am 15. August in der Südostschweiz lesen.
Hans-Ruedi Forrer hat recht. Die Gemeinde muss sich nicht nur mit hausgemachten Problemen auseinandersetzen. Die topografische Lage beschert uns vielfältige Herausforderungen. Das heisst aber nicht, dass wir mit Ohnmacht auf fremde Hilfe warten sollen und können. Der Goodwill gegenüber Glarus Süd ist verdankenswerterweise im Kanton und in der ganzen Schweiz riesig, aber er wird nicht endlos sein. Wir müssen die eigene Handlungsfähigkeit der Gemeinde sicherstellen.
Es sind weniger formaljuristische Fragestellungen, welche sich in der Gemeinde stellen, sondern handfeste Probleme aus dem Leben und der Natur. Tragfähige Lösungen für diese komplexen Problemstellungen erfordern breite Diskussion mit Betroffenen, Einwohnern und Experten. In dieser schwierigen Situation ist Augenmass, Ruhe und Lebenserfahrung gefragt.
Die Stimmbürger entschieden sich letztes Jahr für einen personellen Neustart im Gemeinderat. Neue Ideen und Impulse sind wichtig und richtig. Die Schonfrist für den neuen Gemeinderat war kurz und die Herausforderungen heftig. Pragmatische Lösungen wurden gefunden. Es ist nun aber an der Zeit, dass auch die strukturellen Probleme angegangen werden.
Leider muss das Gemeinderats-Team nun wieder geändert werden. Die Mitte will und kann Verantwortung tragen, um für diese Herausforderungen die tragfähigsten Lösungen für Land und Leute zu finden. Als Konsenspartei setzen wir uns für eine breite Diskussion der Lösungen und eine gemeinsame Umsetzung ein. Neben Innovation, Konsensfähigkeit und Verhandlungsstärke ist Lebenserfahrung die wichtigste Zutat, welche das Gemeinderats-Team jetzt braucht.
Tragen wir gemeinsam Sorge zu unserer wunderbaren Landschaft und unserer vielfältigen Kultur und meistern die Herausforderungen der Gemeinde mit ruhiger Hand, Umsicht und Bedacht, um selbst handlungsfähig zu bleiben.
Ruedi Becker wird sich mit «Liib und Seel» dafür einsetzen, dass im Süden die Aussage «Wir sind im Gebirge» in Zukunft einen viel kleineren Nachgeschmack von Ohnmacht hat, sondern die Menschen dabei wieder an den Tödi, den Kärpf oder das Martinsloch denken.